24. Juli 2023 – Wind pfeift mir um die Ohren und in den aufgeblähten Bauch meines Tarps.
Arktischer Wind, der auch im lofotischen Hochsommer kalt über das Meer zieht und Nebelschwaden dick wie Wolken die rau-grünen Felswände hinaufschiebt. Sie säumen den Fjord, auf dessen Strand ich gerade aufwache.
Gemütlich schaukelt meine Hängematte hin und her. Ich frage mich, wie es hiernach weitergeht… Am Nachmittag werde ich mein Ziel erreichen: Der mit dem Fahrrad erreichbaren Spitze der Lofoten. Dem Ende der Welt – oder dem, was sich für mich grad danach anfühlt.
Nach 4.200 km, die ich von Hamburg über Polen und das Baltikum um die Ostsee und quer durch Nordskandinavien zurückgelegt habe, ist es greifbar nahe – das Ende.
Nicht zum ersten Mal fühle ich, was gerade in mir vorgeht. Vor zwei Jahren ging es zu Le Mont Saint Michel, vor einem zum Olymp. Dabei sammelte ich Spenden für Traumabewältigung ukrainischer Kinder und Moorrenaturierung in Norddeutschland. Insgesamt über 10.000€ auf knapp 10.000 km.
Will ich je damit aufhören?
Kann ich es überhaupt?
Ich kenne beide Antworten und doch weiß ich nicht, wo die nächste Tour mich hinführen wird.
Einige Tage verstreichen und ich sitze im Zug gen Heimat. Drei Tage für den Rückweg – auch das fühlt sich surreal an. Ich scrolle durch mein Handy und lese von Flüchtenden im Mittelmeer. Ertrunkene Menschen auf dem Weg in ein besseres Leben. Menschen, die nicht wie ich aus Spaß und Privileg aufbrechen und doch nie ihr Ziel erreichen werden. Für sie war die Rückreise nie Teil des Plans, selbst wenn er aufgegangen wäre.
Menschen, die es verdient hätten, gerettet zu werden.
Die ein Recht darauf hatten, gerettet zu werden.
Das nächste Spendenziel steht fest: Die zivile Seenotrettung.
Über die nächsten Monate schärft sich mein Plan und langsam kristallisiert sich auch eine Tour, die viel verbindet, worauf ich mich schon lange freue. Von Hamburg entlang der innerdeutschen Grenze, durch Bayern und über die österreichischen Alpen bis zu einem der norditalienischen Häfen, die mich nach Korsika bringen. Über die Insel nach Sardinien und von dort durch Süditalien nach Sizilien – dem Zentrum der zivilen Seenotrettung im Mittelmeer. Dem Ort, nach dem so viele Menschen streben, für die Staatsgrenzen nicht nur Linien auf der Weltkarte sind.
Inzwischen ist wieder ein Jahr vergangen und in wenigen Wochen, Mitte Juli, geht es los. Konkret sammle ich dieses Mal für SOS Mediterranee und habe große Spendenziele. Über 10.000€ sollen zusammenkommen. Auf nur einer Tour. Ich suche nach Menschen, die mich in diesem Vorhaben unterstützen, die mir helfen das Ziel zu erreichen und durch Privat- oder Unternehmensspenden oder ein wenig extra Aufmerksamkeit daran mitwirken unsere Welt ein bisschen besser zu machen.
Mir würde es viel bedeuten, wenn ihr Teil davon werden wollt.
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